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Wissenswerte Fachinformationen |
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Wir bieten Ihnen Hintergrundwissen zu folgenden Themen:
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Funktionelle Stimmtherapie – ein
interdisziplinärer Therapieansatz
für Logopäden und Physiotherapeuten mit Schwerpunkt Osteopathie
Es handelt sich hier um einen Auszug aus einem umfangreichen Skript,
das im April 2006 in Zusammenarbeit der Logopädischen Praxis UTE
PREUSS, (Spezialgebiete: Aphasie, Stimm- und Sprachtherapie bei Kindern
sowie Stottern und Poltern) und des PHYSIOteams SMITH (Schwerpunkt fkt.
Probleme der HWS-Region mit ganzheitlich osteopathischem Therapieansatz)
entstand.
Anlass für diese interdisziplinäre Fortbildung waren häufige
Kontakte durch gemeinsame Patienten, sowie das Interesse an der Arbeit
der jeweils anderen Berufsgruppe
Inhalt der Fortbildung
- Darstellung der anatomischen Grundlagen des Stimmapparates, der zugehörigen
Wirbelsegmente und des Schädels
- Physiologie der Stimmentstehung und des Bewegungsapparates, sowie
Darstellung ganzheitlicher Zusammenhänge
- Untersuchungsmethoden in der Manuellen Therapie, Osteopathie
und Logopädie
- Praktische Demonstration der Untersuchungsgänge am Beispiel
- Berührungspunkte zwischen beiden Berufsgruppen
- Diskussion eines Fallbeispiels
Zusammenfassende Darstellung
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Stimmentstehung und verschiedene
Störungsbilder |
Stimmentstehung:
Die aus der Lunge strömende Atemluft versetzt die beiden Stimmlippen,
die sich im Kehlkopf befinden, in Schwingung. An den Stimmlippen wird
der Primärklang gebildet, der dann in den Räumen oberhalb der
Stimmlippen, im so genannten Ansatzrohr (Rachen-, Mund u. Nasenraum) verstärkt
und spezifisch geformt wird. Der so entstandene Stimmklang wird durch
die Bildung von Lauten im Mund und Rachen geformt und wird zur Sprache.
Störungsbilder:
Funktionell bedingte Störungen:
können sowohl durch Gewohnheiten erworben (habituelle Störungen)
oder auch bei bestimmter Veranlagung (konstitutionell bedingt) durch Überlastung
entstehen. Es gibt zudem auch psychogen bedingte Stimmstörungen.
Zu den organisch bedingte Störungen
gehören z.B. chronische Laryngitis (Kehlkopfentzündung), Veränderungen
der Stimmlippen wie Phonationsverdickungen, Schreiknötchen, Ödeme,
Fehlbildungen des Kehlkopfes oder Stimmlippenlähmungen.
Ursachen
funktioneller Stimmstörungen:
Bei der hyperfunktionellen Stimmstörung kann die
Stimme gepresst, heiser und rau klingen. Die Stimme kann rasch ermüden,
ist nicht mehr tragfähig und es bereitet Mühe, zu sprechen.
Oftmals ist die Sprechstimmlage zu hoch oder zu tief. Damit einher gehen
häufig anatomische Fehlhaltungen und eine unphysiologische Atmung
(Hoch- und Schnappatmung).
Die hypofunktionelle Stimmstörung
zeigt sich in einer nicht tragfähigen, leisen und behauchten Stimme.
Die Stimmlippen schließen nicht komplett und häufig ist auch
der Muskeltonus im ganzen Körper herabgesetzt.
Bei organischen Störungen der Stimme findet man
eine organische Abweichung im Stimmapparat (Knötchen, Polypen, Ödeme,
Lähmungen), die einen normalen Funktionsablauf beeinträchtigen.
Die Symptome zeigen sich ähnlich denen der funktionellen Störungen,
sind teilweisen jedoch deutlich stärker ausgeprägt.
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Logopädischer Untersuchungsgang |
Jeder Behandlung geht eine intensive Diagnostik voraus.
Nach einer ausführlichen Anamnese (u.a. Dauer der
Problematik, Erscheinungsform, Schwankungen der Stimmqualität, beruflicher
Einsatz) werden verschiedene Funktionen der Stimme überprüft:
Die auditive Stimmklangbeurteilung geschieht zumeist
mittels einer Tonband- oder Videoaufnahme und wird anschließend
mit dem Patienten gemeinsam ausgewertet. Die Stimme wird dann beurteilt
hinsichtlich ihrer Resonanz, des Atemverhaltens und der
Stimmein- und absätze. Die mittlere Sprechstimmlage, die
Tonhaltedauer und die Ausatmungsdauer werden bestimmt, Stimmumfang
und Stimmfeld gemessen. Es erfolgt eine objektive Beurteilung
der Frequenz und Dynamikbreite der Stimme, sowie eine Einschätzung
der Artikulation (Lippenspiel, Kieferöffnung, Ausformung,
Resonanz). Anschließend werden mit dem Patienten die relevanten
Therapiebereiche festgelegt.
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Gegenstand der physiotherapeutisch
/ osteopathischen Untersuchung |
Die Anatomie des Halses und der Halswirbelsäule ist
sehr komplex. Der Hals stellt die Verbindung zwischen dem Schädel
und dem Rumpf dar. Hier verlaufen Leitungsbahnen für Nerven, Blut,
Nahrung und Sauerstoff. Wichtige Organe, wie Schilddrüse, Stimmapparat,
Luft- und Speiseröhre sind hier zu finden. Funktionell muß
der Hals beweglich sein, um den Bewegungen des Kopfes folgen zu können,
ohne dass dabei wichtige Strukturen so komprimiert werden, dass sie ihre
Aufgaben nicht mehr erfüllen können.
Was wird von osteopathisch arbeitenden Therapeuten untersucht?

Gegenstand der Untersuchung ist zuerst die Halswirbelsäule .Der
Therapeut stellt fest, ob es funktionelle Einschränkungen an den
Facettgelenken, Muskeldysbalancen oder erhöhte Spannungen im fascialen
System gibt.
Funktionsstörungen im oberen Kopfgelenksbereich
können direkten Einfluss auf das Kiefergelenk oder den Schädel
haben. Die Segmente C1-C4 innervieren neben den Hirnnerven V, VII, X und
XII (N.trigeminus, N.Facialis, N.vagus, N.hypoglossus) die Kehlkopfmuskulatur.
Das Kiefergelenk selbst kann über nervale Zusammenhänge
(N.trigeminus) auch Auslöser von Problemen an der HWS sein.
Es werden Muskelgruppen untersucht, die bei funktionellen
Stimmstörungen hyperton oder hypoton sein können. (zuviel oder
zuwenig Spannung haben) Es sind dies v.a. das Zwerchfell, die Atemmuskulatur
und die äußere Kehlkopfmuskulatur. Letztere stehen in engem
Zusammenhang mit den Halsfascien.
In
den Halsfascien liegen wichtige Strukturen eingebettet, wie zB.
die versorgenden Arterien, der Nervus phrenicus,
(N.Phrenicus versorgt das Zwerchfell motorisch und die peritonealen Hüllen
der inneren Organe sensibel) sowie Schaltstellen des vegetativen Nervensystems.
Die Halsfascien stellen die Verbindung zwischen Zungenbein, Unterkiefer,
Kehlkopf und Schlüsselbein bzw. Brustbein her.
Es wird die Physiologie des Schluckens beurteilt, das Zungenbein
bezüglich seiner Stellung und der Mundboden bezüglich seiner
Spannung.
Insbesondere bei Heiserkeit, Stimmverlust und Kloßgefühl sollte
am Zungenbein der Spannungszustand aller ansetzenden Muskeln als mögliche
Ursache untersucht werden.
Bei länger bestehenden Dysphonien (= Stimmstörungen), deren
Ursache in einem Muskelhypertonus zu suchen ist, wird der Kehlkopf in
der Regel spannungsbedingt nach oben gezogen und das Zungenbein ist nicht
mehr frei beweglich. Dies hat Auswirkungen auf die Funktionalität
der Stimme.
Der osteopathisch arbeitende Physiotherapeut untersucht weiterhin:
strategisch wichtige Punkte am Schädel, wie z.B.
die Flexibilität und Spannungsverteilung am Os Temporale (Schläfenbein),
Os Occipitale (Hinterhaupt). Diese Schädelknochen sind Ansatzpunkt
des oberflächlichen Fasciensystems im Körper, dh. hier können
Spannungen aus der Peripherie des Skelettsystems auf den Schädel
übertragen werden. Am Os sphenoidale (Keilbein) und am Zungenbein
enden Fasciensysteme, die Spannungen aus dem visceralen System (innere
Organe) übertragen können.
Eine Stelle, die in unserer Behandlung ebenfalls große Beachtung
findet, ist das Foramen jugulare am Schädel. Venöse Gefäße
und wichtige Hirnnerven, die einen Großteil der inneren Organe,
aber auch die Stimmmuskulatur und Muskeln im Schulter/Hals-Bereich versorgen,
verlassen hier den Schädel.
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Interdisziplinäre Therapieansätze |
Aufgabe eines ganzheitlich, osteopathisch arbeitenden
Therapeuten ist es, die einzelnen Puzzlesteine der Untersuchung
so zueinander in Bezug zu setzen, dass die Ursache einer Funktionsstörung
offensichtlich wird. Dabei werden auch ganz entfernt liegende Körperteile,
wie z.B. die obere BWS als vegetatives Versorgungsgebiet für den
Kopf oder die unteren Extremitäten, bzw. das Becken als Ursache für
statische Veränderungen mit einbezogen. Selbst Spannungsveränderungen
im internistischen Bereich, die Einfluss auf knöcherne Strukturen
bis hin zum Zungenbein haben, werden mitberücksichtigt.
Je nach Befund arbeitet der Therapeut an der Wirbelsäule, an der
Muskulatur, am fascialen System, am Schädel oder an den Engstellen
für den N. vagus (Foramen jugulare am Schädel, an den Kopfgelenken,
am Diaphragma)
In der logopädischen Therapie werden funktionale
und personale Bereiche der Stimmstörung berücksichtigt. Auf
der funktionalen Ebene wird versucht, alle an der Phonation beteiligten
Organe durch Wahrnehmung-, Körper-, Stimm u. Artikulationsübungen
wieder in ein harmonisches Wechselspiel untereinander zu bringen. Auf
der personalen Ebene wird nach den aufrechterhaltenden Faktoren für
die Stimmstörung gesucht und versucht, durch Stimmhygiene eine Änderung
im alltäglichen Stimmverhalten zu bewirken.
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Eine ganzheitliche Therapie der funktionellen Stimmstörung,
bei der logopädische Maßnahmen mit physiotherapeutisch/osteopathischen
Behandlungen kombiniert werden, macht dadurch ein besseres, kausaleres
Arbeiten möglich. |
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Cornelia Smith
Physioteam - WÜRZBURG
Gemeinschaftspraxis für Physiotherapie
Moskauer Ring 2
97082 Würzburg
Tel. 0931 / 661967
www.physioteam-wuerzburg.de
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